Die toskanische Weinszene sprudelt über von so genannten Geheimtipps, die allesamt eines gemeinsam haben: Sie sind nicht geheim. Das ist das Problem: Sobald man von ihnen redet, ist das Geheimnis Vergangenheit.
Aber die Azienda Villa Sant’ Anna in Abbadia di Montepulciano ist zumindest ein toller Tipp, bei dem man sich auf dreierlei verlassen kann. Erstens sind die Lagen exquisit, zweitens die Besitzer bestens motiviert – und drittens ist das Gut so klein, dass die verfügbaren Flaschen auf absehbare Zeit rar bleiben werden.
Klein mag es sein, neu ist es nicht. Villa Sant’ Anna gehörte früher zu einem größeren Besitz der Familie von Simona Ruggeri Fabroni. Hier wurde alles mögliche produziert, unter anderem Wein, der fassweise verkauft wurde. Das macht heute kein vernünftiger Mensch mehr. Und da Anna Fabroni – die Tochter der Signora Simona – verheiratet ist mit Federico Carletti, dem Chef des großen und bedeutenden Weinguts Poliziano, lag der Gedanke nahe, den Wein des kleinen Anwesens selbständig zu vermarkten.
Es verfügt ca. zehn Hektar eigene Weinberge. Sie sind von hervorragender Qualität und werden durch konstante Investitionen in den kommenden Jahren noch besseres Traubengut tragen – was etwas heißen will. Die Besitzerin führt es vollkommen getrennt von Poliziano: Villa Sant’ Anna ist ein reiner Frauenbetrieb.
Denn es ist kein Spiel, ein Weingut zu führen. Simona Ruggeri Fabroni stellte die Bedingung, dass ihre Töchter Margherita und Anna sich verpflichteten, den Betrieb in jedem Fall zu übernehmen und weiterzuführen – auch wenn die Chefin derzeit noch keineswegs daran denkt, sich zurückzuziehen.
Obendrein hat sie sich fachkundiger Beratung versichert: Carlo Ferrini, der seine Karriere als „flying winemaker“ auf Brancaia und Fonterutoli im Chianti Classico begründete, sorgt dafür, dass Rebflächen und Kellertechnik auf den neuesten Stand gebracht werden.
Villa Sant’ Anna produziert derzeit neben dem Vino Nobile, als Annata und als „Poldo“ genannte Riserva, einen Chianti Colli Senesi als Wein für alle Tage und einen guten Rosso di Montalcino. Auf der ein Hektar großen Lage „I Valloni“ wächst das Traubengut für den Supertuscan gleichen Namens. 70 Prozent Prugnolo Gentile plus 30 Prozent Cabernet Sauvignon, 24 Monate im Barrique ausgebaut, ergibt einen feinen, samtigen Wein, von dem seine Fans nie genug bekommen können.