Im Jahr 1977 begann Tommaso Bussola, im Weingut seines Onkels Giuseppe Bussola mitzuarbeiten. Das Ziel war allen Beteiligten von Beginn an klar: Tommaso sollte den Betrieb in Negrar unweit von Verona nach einer Einarbeitungszeit übernehmen. Aber der zögerte. Mit gutem Grund. Valpolicella war keine Bezeichnung, mit der man auf dem Markt Eindruck schinden konnte. Und außerdem war er nicht recht davon überzeugt, dass der Alte den Betrieb richtig führte. Ausschließlich an bester Qualität schien der jedenfalls nicht interessiert zu sein.
Mit einem Wort: Tommaso Bussola hatte die üblichen Probleme von Generations-Nachfolgern im Weinbau Italiens. Es dauerte denn auch bis 1983, als Tommaso Bussola die Führung übernahm. Aber schon im ersten Jahr, in dem er allein Verantwortung trug, fällte er eine wichtige Entscheidung: In Zukunft gibt es zwei Linien von Weinen, die den Keller verlassen. Eine traditionelle mit den Buchstaben „gb“ (für Giuseppe Bussola) auf dem Etikett, eine modernere mit seinen Initialen „tb“.
Es funktionierte auf diese Weise überraschend gut, auf der einen Seite die alten Kunden nicht zu verlieren und auf der anderen Seite neue Kunden zu gewinnen, ohne sich dabei übermäßig beeilen zu müssen.
Kleinere Betriebe wie dieser – Tommaso Bussola erzeugt nicht mehr als 100 000 Flaschen pro Jahr – können es sich eben nicht leisten, mal eben zwei, drei Jahre lang Verluste zu schreiben. Seine Familie musste von dem Weingut leben, von Anfang an.
Deshalb musste er auch, ob er wollte oder nicht, mit Geduld daran gehen, den Betrieb umzustellen. Die Weinberge waren in den 80er Jahren noch komplett als Pergolen mit einer Dichte von 3200 Stöcken pro Hektar ausgebaut. Seit 2002 gibt es immerhin einen Weinberg, in dem die Weinstöcke im Guyot-System erzogen sind, und zwar 6000 Stück pro Hektar.
Ähnlich vorsichtig ging es bei der Kellertechnik voran. Giuseppe baute Weine mit kurzen Reifezeiten in großen Fässern aus. Dabei blieb Tommaso. Aber er senkte die Erträge durch „grüne“ Ernte und Verzicht auf chemische Pestizide, und er arbeitete sofort unter penibel hygienischen Bedingungen. Damit hatte er so viel Erfolg, dass seine Valpolicella, Amarone und Recioto, gleich ob „gb“ oder „tb“, sich zu auskömmlichen Preisen verkaufen ließen.
Also konnte er 1992 einen neuen Keller bauen, der Platz bietet für Barriques und die neuen Arbeitsweisen, die damit verbunden sind. Die eignen sich auch für die alten Rebsorten Croatina, Dindarella, Rondinella und Corvina, die außerhalb der Region Valpolocella niemand kennt. Neu hinzugenommen hat Tommaso Bussola einige Hektar Cabernet-Franc Franc und Merlot, deren Trauben seinen Weinen ausnehmend gut bekommen.,
Tommaso Bussola hat immer noch einen kleinen Betrieb. Aber sein Ruf, vor allem für Amarone, ist riesig.