Wer das Glück hat, sich mit Erik Banti länger unterhalten zu können, kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. Im italienischen Wein-Business ist er ein Solitär. Ungewöhnlich hellsichtig, kenntnisreich, charmant und entschlossen zugleich – ein Unternehmer reinsten Wassers. Er hat quasi im Alleingang die DOC Morellino di Scansano, die erst 1978 beschlossen worden war, zu dem gemacht, was sie heute ist: einem der größten Erfolge auf dem Welt-Weinmarkt der vergangenen 20 Jahre.
Ausgerechnet Erik Banti dürften das wohl auch seine Freunde nicht zugetraut haben. Der Mann war ein Playboy, ist es vermutlich immer noch, aber er ist begabt und klug und arbeitet wie ein Pferd, wenn er von einer Sache überzeugt ist. Sein Vater kam aus Montepulciano, die Mutter aus Dänemark. Der Teenager Erik Banti wurde Jugendnationalspieler im Golf und entdeckte anschließend die Autorennen als seine nächste Leidenschaft.
Aber nach großen Erfolgen wurden ihm schnelle Runden zu langweilig. Er sattelte um, wurde ein international gefragter Fotograf für Vogue und National Geographic. Schließlich hatte er die Idee, für Italien-Touristen Gourmetreisen anzubieten. Daraus wurde nichts, aber er blieb 1978 in dem kleinen Kaff Montemerano hängen, ganz in der Nähe von Scansano.
Dort eröffnete er ein Restaurant, noch heute eine tolle Adresse für Besucher der Gegend, und dort machte er seinen ersten Wein. Zuerst mit angekauften Reben, auf deren Qualität er wenig Einfluss hatte. Und auch die ersten eigenen Weinberge waren noch nicht nach seinen Vorstellungen bepflanzt: Gut für Erntemaschinen, weniger gut für die Qualität.
Aber im Keller machte er von Beginn an alles anders, so dass seine Nachbarn ihn, wie hätte es anders sein können, für verrückt hielten. Aber mit „Erik dem Dänen“ ließen sich gute Geschäfte machen, er hörte auch nächtelang zu. Die Einheimischen halfen ihm dadurch, die Eignung von Rebsorten, landwirtschaftlichen Methoden und Traditionen zu beurteilen.
Und auf einmal, nachdem seine Weine die ersten Preise gewonnen hatten, schien sich die Welt des Weines in Scansano die Klinke in die Hand zu geben. Das bedeutete Jobs, steigende Preise und steigende Einkommen. Einem solchen „Verrückten“ konnte niemand böse sein.
Heute ist die Kellerei in Montemerano längst zu klein geworden. 1994 zog Banti nach Scansano in größere Räumlichkeiten, kaufte und pachtete neue Weinberge, die er seit 1998 auf das Qualitätsniveau bringt, das er selbst sich vorstellt. Ohne das aus ideologischen Gründen heraus anzustreben, allein aus den Anforderungen der Weinbergsarbeit heraus, wurde dann nur noch biologisch produziert, und auch die inzwischen hypermoderne Kellerei erzeugt einen Teil der notwendigen Prozessenergie durch eine Photovoltaik-Anlage.
All das wäre nicht möglich gewesen, wenn Erik Bantis Weine nicht so gut wären. Der Morellino spielt die Hauptrolle, daneben pflanzt er in kommerziell ertragreichen wie experimentellen Parzellen alles an, was rot ist. Cabernet, Merlot, Syrah natürlich, aber auch die hier Alicante genannte „Vigna di Spagna“, (Garnacha) und sogar Zinfandel (Primitivo).
Erik Bantis Morellino di Scansano und verschiedene Riservas, darunter am bekanntesten der „Ciabatta“, sind immer gut. Geradezu aufregend sind die Barrique-Weine aus neu bepflanzten Weinbergen. „Le Spiaggiole“ besteht zu je einem Viertel aus Carbernet Sauvignon, Syrah und Merlot, Petit Verdot und Garnacha machen diese ungewöhnliche Cuvée komplett. Mehr klassisch die „Poggio Maestrino“ genannte Cuvée aus Morellino und einem Fünftel Merlot.
Der neue Weinberg war ein solcher finanzieller Kraftakt für Erik Banti, dass er die Jahrgänge des Poggio Maestrino durchnumeriert. Er will sich selbst immer daran erinnern, dass dieser Wein die größtmögliche Sorgfalt erfordert – und verdient hat. Bereits die Qualität des ersten Jahrgangs – „Annoprimo“ – sorgte in der Fachwelt für großes Aufsehen. Der jüngste Jahrgang trägt den Beinamen „Annoquinto“.