Im Osten des Chianti Classico liegt die Abtei Badia a Coltibuono aus dem 11. Jahrhundert. Ihre Keller sind vermutlich die ältesten in der gesamten Toskana. Hier bereiten die vier Geschwister Emanuela, Paolo, Roberto und Guido Stucchi Prinetti, Abkömmlinge einer Florentiner Bankiersfamilie, ihren viel gerühmten Wein. Oder besser: Hier bereiteten sie ihn bis vor wenigen Jahren. Vor einigen Jahren allerdings nahmen sie ihre hochmoderne Kellerei in Betrieb, in Monti, auf halbem Weg nach Siena.
Dort ist sie am richtigen Platz, denn hier rund um Monti liegen die 60 Hektar Weinberge der Badia a Coltibuono. Das Traubengut kann jetzt viel schneller zum Entrappen transportiert werden, was gerade in heißen Sommern ein großer Vorteil ist. Aber das ist nicht der einzige Vorteil: Die neue Kellerei ist von den Architekten Piero Sartogo e Natalie Grenon ausschließlich auf die Bedürfnisse der modernen Weinerzeugung hin konzipiert worden.
Gleichzeitig haben sie das Kunststück fertiggebracht, den Bau behutsam in die Hügellandschaft einzupassen und sogar die Hallenarchitektur der romanischen Abtei in Coltibuono aufzunehmen.
Rücksichtnahme auf die Umwelt ist den Stucchi Prinetti beim Neubau der Kellerei in den Weinbergen – in aller Welt eine heikle Angelegenheit – nicht etwa vorgeschrieben worden. Sie liegt der Familie schon lange am Herzen. Das Gut ist schon vor Jahren zu rein biologischen Anbaumethoden übergegangen, war mit dieser Ausrichtung sogar Vorreiter im italienischen Weinbau.
Roberto Stucchi-Prinetti, der Weinexperte der vier Geschwister, hat in Kalifornien Önologie studiert. Es hat deshalb besonderes Gewicht, wenn er den Barrique-Ausbau nur sehr dosiert einsetzt. Er glaubt nicht daran, dass die kleinen Eichenfässer immer Vorteile beim Umgang mit dem Sangiovese ergeben.
Beim Flaggschiff-Wein des Hauses allerdings, der einfach „Sangioveto“ genannt wird, kommen Barriques französischer Herkunft zum Einsatz, aber nicht mehr als 25 Prozent von ihnen sind neu. Roberto Stucchi Prinetti will vordergründige, gar aufdringliche Holztöne im Wein unbedingt vermeiden. Deshalb verzichtet er beim Chianti Classico bis hin zur Riserva vollkommen auf den Barrique-Ausbau.
Die Qualität des Weines entsteht auch nach seiner Überzeugung im Weinberg, der mit 6000 bis 7000 Stücken pro Hektar sehr dicht besetzt ist. Die Ergebnisse der Weine von Badia a Coltibuono bei großen Verkostungen geben den Besitzern Recht.
Die alte Abtei hat sich derlei zu einem Kleinod für Toskana-Besucher entwickelt. Sie bietet sich mit ihrem luxuriösen Agriturismo als Ausgangspunkt für Kurztrips oder Wandertouren per Mountainbike geradezu an. Das Restaurant ist der ideale Ort, die Weine des Hauses – auch im Vergleich mit denen der Nachbarn – als Begleitung einer raffiniert ländlichen Küche zu genießen.