Dieses Weingut gehört einem Mann, der alle önologischen Tricks der Welt kennt – und die meisten für überflüssig befunden hat. Sein Besitzer Paolo De Marchi stammt nicht aus der Toskana, sondern aus dem Piemont. Seine Ausbildung als Önologe führte ihn zu den besten Forschungsinstituten in aller Welt, nach Geisenheim, Montpellier, Beaune, Turin und UC Davis in Kalifornien.
Er kennt alle Weinbereitungsverfahren aus dem „Effeff“ – und beharrt deshalb mit einer wohl informierten Sturheit auf den Besonderheiten der toskanischen Weinkultur. Dies nicht etwa deshalb, weil er die Weine aus anderen Ländern gering schätzt, er hält lediglich nichts davon, dass alle Weine der Welt einander immer ähnlicher werden. Ein einheitlicher „Weltgeschmack“, der durch die großen Getränkekonzerne gefördert wird, ist ihm ein Greuel.
Deshalb hat Paolo De Marchi zwar frühzeitig auf kleinen Parzellen Rebsorten angepflanzt, die in der Toskana nicht heimisch sind, wie die Syrah, aber er macht daraus, trotz eines ähnlichen Mikroklimas seiner Weinbergslagen, keinen Côte Rôtie, sondern einen ganz eigenständigen Wein, dem er seine Handschrift verliehen hat.
Aber Syrah, Cabernet und Chardonnay baut er nur in homöopathischen Mengen an, die er unter dem Etikett Edizione de Marchi vermaktet.
Seine Liebe gilt unangefochten der Sangiovese-Traube. Sein Chianti Classico zeigt sich im Glas sehr weich und fruchtbetont. Das verdankt er dem Ausbau in gebrauchten Barriques, wo die Tannine geschmeidiger und die Fruchtnoten intensiver werden.
Berühmt wurde Paolo De Marchi schon vor zwei Jahrzehnten mit dem Cepparello, einem der ersten reinen Sangiovese, die nicht als Chianti Classico eingestuft werden konnten. Statt dessen wurde er einer der berühmtesten Supertuscans, bei dem sich die Weintrinker nicht mehr um die DOC scherten, sondern um den Inhalt der viel zu wenigen Flaschen. Der Cepparello wird in neuen Barrique ausgebaut und wird regelmäßig von den einschlägigen Weinjournalisten hoch bewertet.
Das ist allerdings für den Erfolg des Cepparello unerheblich geworden. Denn Paolo De Marchi ist es gelungen, einen eleganten, tief dunklen Wein zu kreieren, der weder überextrahiert ist noch übertrieben schwer wirkt. Ihn verführerisch zu finden, dazu brauchen Weinkenner keine große Überredung.