Die Tenuta San Filippo ist ein uralter Familienbesitz. Seit dem 18. Jahrhundert gehört es den Fanti. Wie bei den meisten anderen Landgütern rund um Montalcino wurde auch auf San Filippo über Jahrhunderte die Produktion von Wein und Olivenöl in einer traditionellen Mischwirtschaft betrieben. Besondere Auszeichnungen waren mit den derart erzeugten Weinen nicht zu erlangen, und so war es nur folgerichtig, dass der Wein im Fass verkauft wurde.
Das änderte sich erst in den 80er Jahren, als Baldassare Fanti das Ruder übernahm. Er ist der Prototyp eines weitsichtigen, zupackender Winzers, dem völlig klar war, dass das Gut eine völlig neue Ausrichtung brauchte. Fanti war dabei so erfolgreich, dass er auch von seinen Kollegen in der Nachbarschaft große Anerkennung erfuhr: Seit Jahren ist er Präsident der Consortio di Brunello di Montalcino. In dieser Eigenschaft war er verantwortlich dafür, dass der Rosso di Montalcino als moderne Ergänzung des Brunello vorangetrieben und zu einem großen Erfolg für alle Winzer der Region gemacht wurde.
Sein eigenes Gut hat als wichtigstes Kapital wunderbare Lagen auf mittlerweile mehr als 50 Hektar arrondierter Weinbergsfläche. Zwischen den Hügeln gelegen, öffnen sie sich wie in einem riesigen Amphitheater. Die Fanti-Weinberge sind dabei exemplarisch für Montalcino: Extreme Hitze tagsüber und deutliche Abkühlung auch im Hochsommer, sobald die Sonne untergegangen ist. Hinzu kommt der Wind, der rund um den nahegelegenen Monte Amiata immer frisch weht.
Seit 1985 werden die Fanti-Weine unter eigenem Etikett verkauft, denn erst mit diesem Jahrgang hatte Signor Baldassare die Prozesse der Weinerzeugung auf seinem Gut auf einen modernen Stand gebracht. Der Brunello des Hauses überzeugte Weinkritiker und –trinker sofort. Hier war ein neuer Akzent zu vernehmen – elegant und gleichzeitig komplex, fein strukturiert und doch immer auch für Laien ein großes Trinkvergnügen.
Baldassare Fanti war klug genug, sich der Dienste eines hervorragenden Önologen zu versichern. Stefano Chioccioli hat sich gleichermaßen um den Brunello wie die übrigen Weine des Gutes große Verdienste erworben. Er war es, der auch in einigen Parzellen Syrah, Merlot und Cabernet pflanzen ließ. Auf den ersten Blick kurios war seine Entscheidung, auch ein wenig Alicante anzupflanzen. Er lacht nur über die Bedenken und weist darauf hin, dass diese spanische Rebsorte schon im 16. Jahrhundert in der Maremma zu Hause war.
All diese Rebsorten gehen ein in den „Sant’ Antimo“ genannten Wein – eine unkomplizierte Cuvée aus allem, was gerade an der Kellertür abgeladen wird. Vorbilder für solche Weine gibt es in Kalifornien und Australien zu Hauf. Mit Sant’ Antimo hat es die Familie Fanti geschafft, vermehrt jüngere Weintrinker für die Produkte aus Montalcino zu rekrutieren.