Capannelle

Klein, très chic, hypermodern: So lässt sich das Weingut Capannelle in Gaiole charakterisieren. Nicht mehr als 40 000 Flaschen werden hier jährlich von den 15 Hektar Weinbergen erzeugt. Aber jeder Besucher von Capannelle wird am meisten beeindruckt sein von der Technikbegeisterung seiner Besitzer, die das Anwesen ausstrahlt.

Alles andere wäre auch eine Überraschung. Denn Capannelle gehört James Sherwood, dem Vorstandschef der Seacontainers Group, und Raffaele Rossetti, einem Industriellen aus Rom. Der war 1974 auf das Jahrhunderte alte verfallene Farmhaus aufmerksam geworden. Mit Fug und Recht läst sich heute sagen: Seitdem ist hinter der malerischen Fassade kein Stein an seinem Platz geblieben. Alles wurde erneuert, vom Keller über die Probierräume bis zu der Experimentierküche, in der gelegentlich berühmte Köche aus aller Welt Menus zur Begleitung der Capannelle-Weine kreieren.

Die deutlichsten Änderungen sind im Keller zu sehen. „Wein entsteht durch einen technischen Prozess und erfordert höchste Produktionsstandards, was die Arbeitsabläufe und die Kellerhygiene angeht.“ Das ist, in einem Wort zusammengefasst, die Philosophie des Hauses. Das gefällt nicht allen Weinfreunden. Aber auch diejenigen, die mehr der Tradition zuneigen, waren in den vergangenen Jahren gezwungen zuzugeben, dass die Weine von Capannelle in ihrer speziellen Stilistik der Perfektion sehr nahe kommen. Über die Vorzüge einer peinlich genauen Kellerhygiene lässt sich ja auch gar nicht mehr diskutieren.

Die drei bekanntesten Weine des Hauses, der Chianti Classico Riserva, ein hochklassiger Sangiovese mit Namen Capannelle Rosso, und schließlich der Solare, ein Blend aus 80 Prozent Sangiovese und 20 Prozent Malvasia Nera aus dem Barrique, sind denn auch von einer außerordentlichen Klarheit und Reintönigkeit.

Noch bekannter ist die Kooperation mit Avignonesi in Montepulciano, der „50 & 50“, eine Cuvée aus Merlot und Sangiovese. Der Most wird je zur Hälfte von den beiden Kellereien beigesteuert, wobei Capannelle den Sangiovese und Avignonesi den Merlot liefert. Für Italien-Traditionalisten ist dieser Wein eine Provokation, scheint er doch dem Grundgedanken der kontrollierten Ursprungsbezeichnungen und des „terroirs“ Hohn zu sprechen.

Das schert seine Erfinder allerdings nicht. Der Wein kommt bei Weintrinkern in aller Welt gut an und ist ein schöner kommerzieller Erfolg. Wer mäkeln will, dass der Wein international schmecke, bekommt vom Capannelle-Winemaker Simone Monciatti zur Antwort: „Mag sein, aber er schmeckt. Ist das nicht die Hauptsache?“

Dagegen lässt sich schwer argumentieren. Bemerkenswert ist darüber hinaus, dass auf Capannelle besonders viel Wert auf Design gelegt wird. Das wird nicht nur im Haus mit seinen glänzenden Glas- und Metallflächen deutlich, sondern auch bei der Ausstattung. Die Flaschen sind sofort erkennbar, dicker und schwerer als gewohnt, nirgendwo gibt es bessere und teurere Korken, und auch die Etiketten sind mit erlesenem Geschmack gestaltet.

Capannelle ist kompromisslos auf Qualität gepolt. Das zeigt sich auch an Details: Die Transportkartons sind so konstruiert, dass größere Temperaturschwankungen ausgeglichen werden. Zum Wohle des Käufers.