Es wäre ein schwerer Faux Pas, Conte Lapo Mazzei, Seniorchef des Hauses Castello di Fonterutoli, einen Weinbauern zu nennen. Seine Familie gehört seit mehr als 600 Jahren zum italienischen Hochadel. Der hoch gewachsene, stets elegant gekleidete Herr war Vorstandsmitglied der Cassa di Risparmio in Florenz und später, da er auch die Verantwortung für das seit Menschengedenken der Familie gehörende große Landgut übernommen hatte, Präsident des Consorzio Chianti Classico.
Anfang der 70er Jahre war dem Top-Manager im Gespräch mit seinen Bankierskollegen klar geworden, dass es gewaltiger Anstrengungen bedürfte, den italienischen Weinbau, den Familienbesitz eingeschlossen, zukunftsfähig zu machen. Zu lange hatten die alteingesessenen Dynastien alles so laufen lassen, wie die Tradition es befahl. Es ist deshalb einer der bleibenden Verdienste des Conte Lapo Mazzei, Castello di Fonterutoli zu einem Vorreiter der Modernisierung im gesamten Chianti Classico gemacht zu haben.
Seine Söhne Francesco und Filippo sind ihm gefolgt – in Top-Positionen der Finanzwelt und in der Führung des Gutes. Nirgendwo mag es aus Gründen der Tradition schwieriger gewesen sein, sich modernen Verfahren zu öffnen – und nirgendwo war es wegen des soliden Vermögens der Familie leichter.
In moderne Kellertechnik haben die Mazzeis viel investiert, und gleichzeitig haben sie in großem Maßstab neue Weinberge angelegt. Mittlerweile stehen 69 Hektar unter Reben. Die Anzahl der Weine, die vermarktet werden, wurde gleichzeitig deutlich reduziert; so will es die moderne Marketing-Lehre. Bei der Weinbereitung vertraut die Familie auf externe Winemaker wie Carlo Ferrini.
Der hat ein großes Kunststück fertig gebracht: Der Chianti Classico vom Castello di Fonterutoli ist ein Unikat geblieben, nicht verwechselbar mit den anderen Weinen, für die Ferrini verantwortlich zeichnet. Bei Vergleichsverkostungen im Chianti Classico ist er regelmäßig in der Spitzengruppe zu finden. Ähnlichen Erfolg hat Castello di Fonterutoli auch mit dem Siepi, einer Cuvée aus, zu gleichen Teilen, Sangiovese und Merlot. Sie soll die Tradition des toskanischen Weinbaus und internationale Trends miteinander verbinden.
Nach dem Urteil der Fachwelt und des Marktes scheint das jedes Jahr in beeindruckender Weise neu zu gelingen.