Fontodi

Kein Zweifel: Die Azienda Fontodi ist eines der Flaggschiffe des gesamten Chianti Classico. Das fängt schon an bei ihrer Lage, die so schön ist und jedes positive Klischee bedient, das die Toskana für Nordeuropäer zu bieten hat.

Die Weinberge – immerhin 65 Hektar sind mit Weinstöcken bepflanzt – öffnen sich wie in einem riesigen Amphitheater nach Süden. Sie liegen auf rund 400 Meter Höhe in den Hügeln oberhalb von Panzano, sind ideal durchlüftet und drainiert. Önologen, die den Betrieb besuchen, schwärmen von „Traumweinbergen“.

Aber das Team von Giovanni Manetti hat in der Regel wenig Zeit zum Träumen. Es gilt, die natürlichen Vorgaben für die Herstellung guter Weine zu nutzen. Gut, dass die zweite Voraussetzung dafür auch erfüllt ist: Der Betrieb hat genügend Kapital. Die Inhaberfamilie Manetti hat ihr Vermögen verdient mit der Herstellung von Terracotta. Das Weingut wurde erst 1968 erworben. Seitdem ist es von Grund auf erneuert worden.

Viel experimentiert wurde mit dem Rebsortenspiegel in den einzelnen Weinbergsparzellen. Eine kleiner Anteil von zehn Prozent Cabernet Sauvignon ist hier, wie auch bei anderen Gütern, aus dem Chianti Classico nicht mehr wegzudenken, und Fontodi bleibt auch dabei, kleinere Partien von reinem Syrah und Spätburgunder auf Flaschen zu füllen.

Aber das Renommee der Azienda Fontodi ruht auf zwei Weinen: Der Chianti-Classico-Riserva Vigna del Sorbo und dem „Flaccianello della Pieve“. Der war bei seiner Einführung 1981 einer der ersten Supertuscans, der zu 100 Prozent aus Sangiovese bestand. Er kommt aus einem einzelnen Weinberg, der Jahr für Jahr qualitativ so hochwertiges Traubengut liefert, dass die Manettis auch nicht in Versuchung kommen dürften, am Konzept irgendetwas zu verändern.

Der Flaccianello beweist vielmehr die Richtigkeit der alten Weisheit, dass die Qualität der wahrhaft großen Weine im Weinberg entsteht.

Damit aber die Qualität der Kellereiarbeit damit Schritt halten kann, hat Fontodi 1998 eine funkelnagelneue Kellerei eingeweiht. Der Neubau war auch wegen der gestiegenen Produktionsmenge, die auf den eigenen Weinbergen erzeugt wird, notwendig geworden.

Funktioneller und schöner kann eine moderne Kellerei nicht sein. Sie ist dreistöckig angelegt. Im Obersten Stock werden die Trauben angeliefert, sortiert, entrappt und in die Edelstahl-Gärbehälter geleitet. Für das Abziehen der einzelnen Gebinde sind keinerlei Pumpen notwendig, denn die jeweils nächste Verarbeitungsstufe befindet sich ein Stockwerk tiefer. Im zweiten Stock ist eine luftige Halle für Barriques und größere Fässer entstanden, die teilweise für den Endausbau, teilweise aber auch für die malolaktische Fermentation benutzt werden.

Das unterste Stockwerk ist eine Kathedrale des Weins: Hier lagern die großen Weine von Fontodi im kühlen Barrique, bis sie reif genug sind für die Tafeln der Gourmets in aller Welt.