Der Besitzer dieses Weingutes in Panzano, Stefano Farkas, war lange einer der Traditionalisten des Chianti. Was in anderen Ländern gut funktionieren mochte, focht ihn nicht an. Aber diesen Standpunkt hielt er nur so lange durch, bis er die neue Generation von Supertuscans kennenlernte und mit ersten Gewächsen aus Frankreichg verglich. Danach war er bekehrt, und wandelte sich zu einem klugen Modernisierer. Dabei hatte er allerdings das Glück einer wunderbaren Weinbergslage. Die Winter können hier, rund um das malerische Weingut, ein früheres Besitztum der Benediktiner von Siena, ruppig und hart werden, aber die Vegetationsperiode ist lang – ideal für spät reifende Sorten wie Cabernet Sauvignon.
Hinzu kam, wie bei so vielen anderen Besitzern, die Sorge, wie die Weine der Toskana gegen die immer stärkere Konkurrenz aus der Neuen Welt bestehen könnte. Für Stefano Farkas war es keine Frage: Es gab und gibt jeden Grund zum Optimismus. Also investierte er zu Beginn der 90er Jahre große Summen in den Weinberg. Die Drainage wurde von Grund auf saniert, und die Besatzdichte liegt jetzt zwischen 5100 und 7000 Weinstöcken pro Hektar.
Im Keller stehen neue Gärbottiche, und es wurde Platz geschaffen für viele Barriques – unentbehrlich für die beiden Supertuscans San Martino und Cortaccio. Der eine ist ein reiner Sangiovese, der andere ein hundertprozentiger Cabernet Sauvignon, der hier so gut wie in jedem Jahr die volle physiologische Reife erreicht. (Das ist in Bordeaux eher selten, weshalb kein Betrieb es dort wagen kann, einen Hundertprozenter anzubieten.) Beide Weine sind kraftvolle, mächtige Vertreter ihrer Art, und von beiden gibt es immer zu wenig.
Deshalb vernachlässigt Stefano Farkas den Chianti Classico nicht. Ihn bewahrt er als echten Kontrapunkt zu den „modernen“ Rotweinen. Farkas ist davon überzeugt, dass jeder Weintrinker gern Abwechslung genießt. Chianti Classico à la Villa Cafaggio heißt deshalb: traditioneller toskanischer Mischsatz und Ausbau in großen Holzfässern von 3000 und 6500 Litern aus slawonischer Eiche. Dank der vorbildlichen Weinbergspflege entstehen auch in diesen traditionellen Fässern dichte, aber fruchtbetonte Weine.
Und dennoch habe ich mit diesem Weingut ein Problem. Der vorbildliche Winemaker Stefano Farkas hat seine Arbeit für Villa Cafaggio eingestellt, der Jahrgang 2001 war der letzte, für den er verantwortlich zeichnete. Der Grund: Das Weingut wurde von der großen Genossenschaft LAVIS aufgekauft, die ihr Geld vor allem mit der Belieferung von Discountern wie Lidl und Aldi verdient. Ich betrachte deshalb mit großer Skepsis, ob Villa Cafaggio ihren Rang als eines der Top-Güter des Chianti behalten kann.
Pessimisten – oder auch Realisten, ganz wie man will – decken sich deshalb mit den letzten erstklassigen Weinen der guten Jahrgänge ein. Auch ich weiß nicht zu sagen, ob es lohnen wird, dieses Weingut im Auge zu behalten.