Unter Feinschmeckern gibt es wenig Zweifel darüber, dass das Friaul in Nordost-Italien eine der besten Weißweinregionen der Welt ist. Und das nicht nur deshalb, weil der Pinot Grigio, der hier an vielen Stellen wächst, einer der größten kommerziellen Erfolge in der Geschichte des Weines geworden ist.
Collio und Colli Orientali del Friuli heißen die DOC, aus denen einige der spannendsten, am meisten überraschenden und besten Weißen der vergangenen Jahrzehnte stammen. Große Winzerpersönlichkeiten haben die Grenzregion zu Slowenien geprägt. Namen wie Schiopetto, Gravner, Jermann und Felluga sind Gourmets in aller Welt vertraut.
Livio Felluga ist unter diesen einfallsreichen, bodenständigen, welterfahrenen – und eigensinnigen Winzern Friauls einer der interessantesten. Er hat das Familienweingut in drei Jahrzehnten zu einer beeindruckenden Größe gemacht. Nicht weniger als 135 Hektar Weinberge bewirtschaftet er, und damit ist er auch zu einem Botschafter des italienischen Weins in aller Welt geworden. In der Region wird er regelrecht als Patriarch des Weinbaus und des Weingeschäfts betrachtet.
Ursprünglich stammt seine Familie von der Halbinsel Istrien. Nach dem zweiten Weltkrieg entschieden die Fellugas schnell, sich in Italien, außerhalb von Titos Machtbereich anzusiedeln. In Brazzano, nur wenige Kilometer jenseits der Grenze richteten sie ihren ersten Weinkeller ein. Heute hat das respektable Unternehmen seinen Sitz in Cormons, nur einen Steinwurf von den ersten Räumlichkeiten entfernt.
Die natürlichen Voraussetzungen für den Weinbau sind in den Hügeln westlich der Grenzstadt Gorizia ohne Übertreibung als großartig zu bezeichnen. Der Boden besteht überwiegend aus Flysch – das ist Mergel und Sandstein, durchsetzt mit kalkreichen Fossilien. Das ganze sieht aus wie eine krümelige Erde, wird von den Bauern Ponca genannt und ist ganz leicht zu bearbeiten. Der einzige Nachteil ist, dass er vom Regen ebenso leicht weggespült werden kann. Dagegen hilft nur der Bau von Terrassen, die denn auch das Gesicht der Gegend prägen.
Die Rebsortenvielfalt ist kaum zu überschauen. Autochthone Rebsorten wie der rote Refosco und die weißen Ribolla Gialla und Tocai Friulano ergeben teilweise hochklassige Weine und lassen sich problemlos verkaufen. Bekannter sind allerdings internationale Sorten wie Pinot Grigio, Pinot Bianco und Sauvignon Blanc. Sie spielen auch für Livio Felluga eine Hauptrolle.
Eine ganz eigenständige Aromatik bietet der Sharjs, eine Cuvée aus Chardonnay und Ribolla Gialla, wobei der Chardonnay beim Ausbau frisch bleiben soll und nicht mit Holz in Berührung kommt.
Der Spitzenwein des Hauses heißt Terre Alte. Die Cuvée aus Tocai Friulano, Pinit Bianco und Sauvignon Blanc gehört zu den elegantesten großen Weißweinen der Welt. Dass er ideal zu Fischgerichten passt, versteht sich von selbst, aber es sollten dann auch Gerichte sein, deren Klasse sich mit dem Wein messen kann.