Piemont

Turin, das alte Zentrum der Savoier, ist eine moderne Stadt, angetrieben von der Autoindustrie. Rundum aber, am Fuße der Savoier Alpen, herrschte lange ein ziemlich sturer Traditionalismus. Speziell im Weinbau schien es noch vor 20 Jahren so, als sei es aussichtslos, gerade in den prestigeträchtigsten Zonen Barolo und Barbaresco auf neue Weine zu hoffen.

Das Piemont hat jedoch seitdem eine rasante Entwicklung hingelegt. Moderne Künstler im Umgang mit dem Nebbiolo wie Bruno Giacosa, die Brüder Ceretto, Elio Altare und Roberto Voerzio machten Nebbiolo in einem völlig neuen, international hochgepriesenen Stil und zwangen alle Nachbarn, ihnen entweder zu folgen oder aber ihren traditionellen Stil qualitativ gewaltig zu steigern. Beides war gut für die Piemontesische Weinlandschaft und hat die Auswahlmöglichkeiten der Weinliebhaber enorm erweitert.

Gleichzeitig erlebte auch der Barbera einen völlig unerwarteten Aufstieg. Dank der revolutionären Techniken Giacomo Bolognas war auf einmal klar, dass Barbera alles andere als ein plumper Bauernwein war, wenn man ihn nur richtig behandelte. Und dann fingen auch noch viele Winzer an, in ihren besten Lagen Cabernet und Merlot zu pflanzen, mit teilweise glänzenden Resultaten.

Piemontesische Rotweine sind auf den Weinkarten aller besseren Restaurants weltweit prominent vertreten. Dabrüber wird oft vergessen, dass drei Viertel der Weinproduktion des Piemont weiß ist. Viele Spumante aus Asti sind unter ernsthaften Weintrinkern zwar nicht der Rede wert, aber die Entwicklung von Roero Arneis und Gavi hat ganz Italien bei der Entwicklung rassiger Weißweine weit nach vorn gebracht. Und mittlerweile haben viele der prominenten Rotweinwinzer den Ehrgeiz, zumindest kleine Mengen von Schaumweinen herzustellen, die den besten Champagnern ebenbürtig sind.