Prunotto in Alba verkörpert in exemplarischer Weise den piemontesischen Weinbau. Allerdings hat die Familie des Namensgebers Alfredo Prunotto mit dem Betrieb schon lange nichts mehr zu tun.
Alfredo Prunotto hatte eine 1923 eine bankrotte Genossenschaftskellerei in Alba erworben. Während der nächsten Jahrzehnte wirtschaftete er nicht übel. Seine Weine wurden erfolgreich nach Amerika exportiert, und so konnte er sich 1956 komfortabel zur Ruhe setzen.
Die Kellerei verkaufte er an Beppe Colla, einen befreundeten Winzer und dessen jüngeren Bruder Tino. Die waren ähnlich geschickt wie Prunotto, und sie bezogen dank des wachsendem Flaschenvolumens eine neue Kellerei gleich außerhalb von Alba. 1989 gaben sie den Vertrieb in die Hände der Antinori aus Florenz, die 1995 auch des Rest des Betriebs erwarben. Die Collas machten sich daran, einen neuen Betrieb aufzubauen (siehe unter ‚Colla‘).
Jeder, der jetzt erwartet hatte, dass die toskanischen Groß-Winzer sofort daran gehen würden, dem Prunotto-Wein seinen regionalen Charakter auszutreiben und ihn statt dessen auf einen internationalen Stil zu trimmen, sahen sich getäuscht. Prunotto ist eines der traditionellsten Häuser für Barolo und Barbaresco geblieben.
Prunotto und die Collas hatten es nicht für nötig befunden – und verfügten auch nicht über genug Kapital – in eigenen Weinbergsbesitz zu investieren. Das war zu ihrer Zeit nicht schlimm, sondern völlig normal: Sie verarbeiteten wie ihre Konkurrenten Trauben, die sie in jeder gewünschten Menge ankaufen konnten.
Darauf kann sich ein seriöses Weinhaus heutzutage nicht mehr verlassen. Deshalb begann Antinori schon bald nach 1990 mit dem schrittweisen Erwerb von Weinbergsflächen. Zuerst wurden sieben Hektar der berühmten Barolo-Cru-Lage „Bussia“ dem Besitz einverleibt. 1995 folgten 27 Hektar in Agliano, wo Barbera d’Asti wächst. 1997 gelang es dann auch noch, fünf Hektar wertvollen Boden in Barbaresco zu kaufen, wo der berühmte „Bric Turot“ wächst.
Aber die eigenen Weinbergsflächen reichen nur für die Produktion der Crus – für die normalen DOCG-Weine Barolo, Barbaresco, Barbera, erst recht für die weißen Sorten Moscato und Roero Arneis ist das Gut auf Zukäufe von Traubengut angewiesen.
Das soll sich auch gar nicht ändern, denn damit fährt Prunotto gut. Besonders viel Lob erntete der Betrieb in den vergangenen Jahren für den Nebbiolo d’Alba „Cru Occhetti“. Dieser Weinberg liegt außerhalb der Grenzen des Barolo, ergibt aber regelmäßig Qualitäten, die sich mit sehr guten Barolos messen können.
Zum Aushängeschild Prunottos wurde der Barbera „Costamiole“. Er gilt als einer der besten modernen Barberas. Wir erinnern uns gerne daran, dass diese Rebsorte erst in dem Moment ernst genommen wurde, als Giacomo Bologna seinen Bricco dell’Uccellone vorgestellt hatte. Seinem Beispiel sind viele gefolgt, und auch der Costamiole tritt in seine Fußstapfen. Abweichend von den übrigen Rotweinen Prunottos, die zum überwiegenden Teil in großen Fässern aus slawonischer Eiche reifen, wird er 12 Monate im Barrique ausgebaut.
Weil er auch schon für die malolaktische Gärung ins Barrique gefüllt wird, erlangt er neben großer Kraft und Fülle auch eine samtige Weichheit.