Breganze – das war eine von vielen DOC in Venetien, die man sich nicht zu merken brauchte. Bis Fausto Maculan Ende der 70er Jahre mit beeindruckenden Weinen dafür sorgte, dass Breganze aus dem Schatten heraustrat. Viele Experten betrachten das Weingut Maculan als das beste in ganz Italien, wenn es um den Umgang mit Rebsorten wie Cabernet, Merlot, Chardonnay und Sauvignon Blanc geht. Fausto Maculan nickt denn auch zustimmend mit dem Kopf, wenn man ihn darauf anspricht.
Aber, und das ist ein großes aber, für viele italienische Feinschmecker ist das Weingut synonym mit dem „Torcolato“, dem berühmtesten Süßwein Italiens: einem Passito aus der einheimischen Rebsorte Vespaiolo mit ein wenig Garganega (der Haupt-Rebsorte aus Soave) und etwas Tokai Friulano.
Zwei Besonderheiten heben den Torcolato aus dem Heer der vielen Passitos aus Italiens Nordosten hervor: Zum einen wird während der Trocknung der Trauben Wert darauf gelegt, dass sich Edelfäule bildet. Der vornehme Botrytis-Ton mit seinem gelegentlich etwas morbiden Charme ist ausdrücklich erwünscht.
Zweitens wird der Wein mit einer kellertechnischen Sorgfalt behandelt, die ihresgleichen sucht und für eine fabelhafte Reintönigkeit sorgt. Der Torcolato ist mit rund zwölf Prozent Alkohol nicht so wuchtig wie ein Sauternes, und Maculan beschreibt seinen Geschmack als „süß und nicht süß“. Damit meint er, dass nach den ersten Geschmackseindrücken einer überschwänglichen Süße ein herber Grundton hervorsticht, nach dem die Fans des Torcolato geradezu süchtig sind.
Als Steigerung dieses feinen Dessert- und Meditationsweines hat sich Maculan den „Acininobili“ einfallen lassen, eine feinste Auslese aus den besten Traubenpartien des Torcolato, die einen noch konzentrierteren und alkoholreicheren Wein ergeben.
Trotz aller Lobeshymnen der internationalen Weinpresse und des wirtschaftlichen Erfolgs sind die Maculan bodenständig geblieben. Das Weingut verfügt nur über etwas mehr als 30 Hektar eigene und angepachtete Weinberge. Viel größer ist die Fläche, die von langfristig gebundenen Vertragswinzern beackert wird. Damit ist Maculan bisher sehr gut gefahren, ist insofern auch ein Vorbild für den vernünftigen Umgang von Kellerei und Traubenproduzenten.
Jedenfalls dürfte es auch dem versiertesten Verkoster nicht gelingen, qualitative Unterschiede zwischen Weinen aus eigenem und aus zugeliefertem Traubengut herauszufinden. Die berühmten Rotweine der Maculan, „Fratta“ (Cabernet/ Merlot), „Palazzotto“ (100 Prozent Cabernet Sauvignon) und „Crosara“ (100 Prozent Merlot) werden zur Gänze aus makellosem Traubengut erzeugt. Es ist so gesund und balanciert, dass für den fertigen Wein weder Stabilisierung noch Filtration erforderlich sind.
Dass auch der Cabernet Sauvignon auf den gut drainierten Böden aus schneeweißem Kies in jedem Jahr seine volle physiologische Reife erreicht, ist für Maculan eine Selbstverständlichkeit. Bordeaux-Winzer beneiden ihn deswegen glühend.